Textilwaren Magazin
« Was steckt hinter der Better Cotton Initiative? »
Nachhaltigkeit wird in unser aller Leben immer wichtiger – nicht nur in den Bereichen Energie und Ernährung, sondern auch in der Mode. Ein erster Schritt ist es, Kleidungsstücke nicht nur ein paar Mal zu tragen, bevor sie entsorgt werden. Ebenso wichtig allerdings ist, dass die Kleidung aus nachhaltig produzierten Materialien hergestellt wird. Bei Baumwolle ist zwar ökologisch produzierte Ware immer noch ein Nischenprodukt, die Better Cotton Initiative (kurz BCI) bringt Nachhaltigkeit aber auch in den Bereich des konventionellen Anbaus. Wir liefern Wissenswertes zu diesem Gütesiegel für Baumwolle.
Gut für Mensch und Natur
Im Einklang mit der Natur leben und nur so wenig Ressourcen verbrauchen wie unbedingt notwendig – was so einfach klingt, stellt die Menschen besonders im Hinblick auf zahlreiche Produktionsprozesse vor eine große Aufgabe. Gerade, was Kleidung angeht, werden bei der Herstellung von Stoffen jede Menge Energie und Wasser benötigt. Aber: Das geht auch anders, deutlich umweltschonender – die Better Cotton Initiative steht für nachhaltig produzierte Baumwolle. Durch die nachhaltige Bewirtschaftung der Anbauflächen wird die Umwelt geschont, der Ansatz dazu ist ein ganzheitlicher und bezieht sich nicht nur auf einzelne Aspekte. Nachhaltige Mode aus Baumwollstoff ist ein guter Beitrag zum Umweltschutz – ganz einfach dadurch, dass man sich beim Kauf für Better Cotton Baumwolle mit dem BCI-Siegel entscheidet.
Nicht „bio“ im strengen Sinn
Bei BCI-Baumwolle handelt es sich nicht um einen Rohstoff, der streng nach ökologischen Prinzipien angebaut wird. Diese Bio-Qualitäten sind weiterhin kaum mehr als eine Randerscheinung und nehmen nur etwa ein Prozent des weltweiten Baumwollanteils ein. Vielmehr geht es bei BCI-Baumwolle darum, die Produktion nachhaltig zu machen, ohne für viele Produzenten nur schwierig einzuhaltende ökologische Standards zu setzen. Das Interessenbündnis großer, weltweit bekannter Firmen wie H&M, Ikea, Adidas, Oxfam und selbstverständlich dem WWF, der international renommierten Natur- und Umweltschutzorganisation, startete 2005 mit der Aufgabe, den Baumwollanbau in Richtung Nachhaltigkeit zu verbessern.
Bewertet werden dabei nicht die Endprodukte, also nicht der Baumwollstoff beziehungsweise die daraus gefertigte nachhaltige Kleidung, sondern die Baumwollproduktion als solche. In den Anfangsjahren wurden ganz bewusst noch keine Siegel durch die Initiative vergeben. Erst, seit BCI-Baumwolle nennenswerte Marktanteile erreicht hat, ist man dazu übergegangen, Anbaubetriebe beziehungsweise Bauern mit dem BCI-Siegel auszuzeichnen. Mittlerweile werden beständig neue Lizenzen vergeben und BCI-Baumwolle hat einen Anteil von über 20 Prozent an der weltweiten Baumwollproduktion. Etwa zwei Millionen Bauern und 1800 Mitglieder der Initiative, darunter weltweit agierende Firmen, sprechen für den Erfolg des Interessenbündnisses BCI.
Wer Mitglied sein möchte, muss garantieren, mindestens zehn Prozent seiner Baumwollstoffe aus Better Cotton Erzeugnissen herzustellen. Angestrebt wird die Steigerung dieses Werts auf die Hälfte innerhalb von fünf Jahren. Regelmäßige Kontrollen sind selbstverständlich und garantieren Baumwollstoff für nachhaltige Kleidung.
Garantie für eine nachhaltige Produktion
Nicht auf den daraus gefertigten Stoffen, sondern ausschließlich auf der Baumwollproduktion liegt der Fokus der BCI-Initiative. Um einen Anbau im Sinne der BCI garantieren zu können, werden die Farmer zunächst umfassend darin geschult, wie die Felder nachhaltig bewirtschaftet werden können. Dabei müssen bestimmte Richtlinien zwingend erfüllt werden – beispielsweise in Bezug auf die Bewässerung der Felder, die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und den Schutz natürlicher Lebensräume einheimischer Tierarten. Ziel ist es unter anderem, den Verbrauch von Wasser deutlich zu reduzieren und verantwortungsbewusst mit dieser vielerorts knappen Ressource umzugehen. Pflanzenschutzmittel dürfen nur eingesetzt werden, wenn es wirklich nicht zu vermeiden ist – so wird die gesunde Bodenbeschaffenheit erhalten. Auch die Arbeitsbedingungen auf den Anbaufeldern sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit Landwirte die Lizenz zum Verkauf von BCI-Baumwolle erhalten.
Damit vor allem Bauern in strukturschwachen Ländern, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit noch kaum auskennen, nicht alleine gelassen werden, bekommen sie seitens der Initiative Unterstützung bei der Umsetzung der BCI-Prinzipien. Regelmäßige Prüfungen und daraus resultierende Bewertungen garantieren die Einhaltung der BCI-Standards.
Große Vorteile für Umwelt und Landwirtschaft
Nicht nur, dass die Natur durch den Anbau von Better Cotton Baumwolle profitiert – auch die am Programm teilnehmenden Landwirte ziehen großen Nutzen daraus. Setzen sie die nachhaltigen und ihnen in den Schulungen vermittelten Anbaumethoden um, resultieren daraus bessere Ernten. Gleichzeitig werden weniger Ressourcen verschwendet und die Investitionen der Farmer in chemische Pflanzenschutzmittel sind niedriger. Dass sich durch den höheren Gewinn beim Verkauf der BCI-Baumwolle bessere Lebensbedingungen für die im Baumwollanbau tätigen Familien ergeben, ist eine einfache Rechnung, steigert für die Betroffenen die Lebensqualität aber ganz erheblich. Besonders im Hinblick darauf, dass die Initiative vor allem in ärmeren Ländern wie Indien und Pakistan, aber auch in China und Brasilien tätig ist, ist das eine großartige Leistung – Familien haben die Möglichkeit, sich aufgrund des höheren Einkommens eine bessere Ernährung zu leisten und die Kinder kommen immer häufiger in den Genuss einer Schulbildung, die die beste Investition in deren Zukunft bedeutet.
Schritt für Schritt zur Nachhaltigkeit von Baumwolle
Wo Licht ist, ist in aller Regel auch Schatten: Bei Better Cotton findet der sich in der Tatsache, dass zur Vergabe der Lizenz nicht zwingend alle Kriterien bezüglich Bodenschutz, Wasserverbrauch und Pestizideinsatz erfüllt sein müssen. Vielmehr geht es zunächst um eine stückweise Verbesserung der Produktionsbedingungen. Auch die Tatsache, dass die Arbeitsbedingungen in der Realität besonders bei der Ernte nicht immer europäischen Standards entsprechen, sorgt noch immer für Unmut bei den Kritikern.
Das Prinzip der Massenbilanz
Klingt kompliziert, ist aber einfach: Wenn Mitglieder der Initiative beispielsweise Baumwollshirts bei einem Hersteller bestellen, verlangen sie nur einen bestimmten Teil davon aus nachhaltigem BCI-Baumwollstoff gefertigt. Welche Shirts genau daraus gefertigt werden, ist weder vorgeschrieben noch festgelegt, sondern liegt im Ermessensspielraum des Herstellers. Der Vorteil dieses sogenannten Prinzips der Massenbilanz ist, dass es deutlich einfacher umzusetzen ist als ein Programm, das die Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Shirts oder anderer Kleidung garantiert.
Für den Verbraucher bedeutet das, nicht sicher sein zu können, ob es sich bei einzelnen Stücken um nachhaltige Mode aus Baumwolle nach BCI-Standards handelt. Lediglich kann er gewiss sein, dass der Händler beziehungsweise die Marke sich diesen Standards verpflichtet hat und die am Programm teilnehmenden Farmer unterstützt.
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