Welche Textilsiegel gibt es?
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Welche Textilsiegel gibt es?

Textilsiegel stellen eine gute Möglichkeit dar, um neue Kleidung genauer kennenzulernen. Schließlich geben die Labels Aufschluss Aber worüber eigentlich? Wer gerne nachhaltig und gesundheitsbewusst einkaufen möchte, sollte die wichtigsten Prüfabzeichen für Textilien kennen. Nicht alle sind im gleichen Maße zuverlässig.

Was Textilsiegel können

Wer Bioprodukte kauft, der geht mit gewissen Erwartungen an die Sache heran. Wer zum Beispiel ein Brot möchte, auf dem „bio“ steht, der erwartet für den Aufpreis, dass es besser und frischer schmeckt, gesünder und insgesamt hochwertiger hergestellt ist. Dass es bei dem Begriff eigentlich nur darum gehen soll, dass die Zutaten für das Lebensmittel unter gewissen Richtlinien ökologisch angebaut worden sind, gerät schnell einmal in den Hintergrund. Ebenso die Tatsache, dass es für absolute Zuverlässigkeit schon das bekannte grün umrandete Prüfsiegel braucht. Eine werbetaugliche Bezeichnung des Herstellers allein reicht da nicht aus. Was das betrifft, hat das Essen viel mit unserer Kleidung gemein: Tatsächlich können Textilsiegel eine wirklich gute Sache sein. Es gilt jedoch, ihre genaue Bedeutung und auch ihre Grenzen zu kennen.

Organic Cotton Shirt
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Was wird bei Textilien geprüft und besiegelt?

Die meisten Textilsiegel kann sich Kleidung für folgende Eigenschaften erwerben:

  • Schadstofffreiheit ihrer Bestandteile
  • damit gesundheitliche Unbedenklichkeit
  • umweltschonende Bestandteile und Weiterverarbeitung
  • Nachhaltigkeit, etwa Recycling
  • soziale Standards in der gesamten Lieferkette vom Anbau bis zur Produktion

Überhaupt ein Interesse für den eigenen Umgang mit Kleidung in sich wachzurufen und vielleicht ab und zu bewusst auf Fast Fashion zu verzichten, ist bereits ein guter Schritt hin zu einem nachhaltigeren Kleidungsstil. Doch während einige Logos eher den schönen Schein wahren, warten andere renommierte Prüfsiegel mit klaren Kriterien auf. Es lohnt sich, die Unterschiede zu kennen.

James+Nicholson Damen BASIC T-Shirt kurzarm

Wenn Kleidungshersteller Greenwashing betreiben

Bevor wir uns die glaubwürdigen Kleidersiegel mit ihren genauen Bedeutungen ansehen, vorab ein Beispiel, wie es nicht geht. Natürlich bemerken auch die PR-Abteilungen in der Textilindustrie, dass das Bewusstsein für sozial und ökologisch motivierte Käufe in den letzten Jahren steigt. Entsprechend gelten Schlagwörter wie Nachhaltigkeit, Bio oder Fairtrade als starke Verkaufsargumente. Einige Hersteller von Kleidung gehen daher den leichten Weg und versuchen, ihre weiße Weste – oder in diesem Fall eher ihre grüne Weste – großspurig zu bewerben. Oft steckt jedoch nichts dahinter, das sich nachprüfen ließe. Greenwashing nennt sich diese verbreitete Methode, mit dem Nachhaltigkeitstrend bei Textilien zu Geld zu machen.

Greenwashing
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Das zeichnet glaubwürdige Textilsiegel aus

Grundsätzlich sind Logos dann ernst zu nehmen, wenn es sich um unabhängige Prüfinstitute handelt. Wichtig ist auch die Frage, welche Anforderungen konkret getestet worden sind und wie die Mindestanforderung für den Erhalt der jeweiligen Kleidersiegel aussehen. Da die gesamte Schöpfungskette bei der Herstellung eines Pullovers, T-Shirts, Sweatshirts oder Sommerkleides sehr komplex ist, lässt sich nicht ohne Weiteres jeder einzelne Produktionsschritt streng überwachen. Andernfalls könnte es zwar äußerst strikte Siegel geben – aber keine Firmen mehr, die diese auch erfüllen können.

Unterschiede werden daher wie folgt gemacht:

  • Siegel für das gesamte Label und dessen Selbstverständnis oder für die Endprodukte
  • Zertifizierung einzelner Produktionsschritte oder alternativ der kompletten Lieferkette
  • Textilsiegel bezüglich der Mindeststandards im sozialen Bereich

Manche Siegel haben sich auf einen einzigen Punkt spezialisiert, andere verbinden mehrere Aspekte. Nun wird es spannend: Welche davon sind die besten?

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Die wichtigsten Textilsiegel im Detail

IVN Best Naturtextil

Als eines der strengsten Textilsiegel gilt das IVN Best. Es setzt auf hundert Prozent Naturfasern und strebt überdies danach, Chemikalien so weit wie möglich zu reduzieren, und zwar immer mit Blick auf die gesamte Lieferkette. Zudem betrachtet es auch die sogenannte Kreislauffähigkeit: Das heißt, alle Kleidungsstücke müssen mit optimaler Recycling-Fähigkeit punkten – Textilien aus Synthetik sowie Mischfasern fallen daher weg. Dieser hohe Anspruch bringt IVN Best die Bestnote von Greenpeace ein.

GOTS – Global Organic Textile Standard

Global Organic Textile Standard (kurz GOTS) zählt ebenfalls zu den besonders anspruchsvollen und damit sehr zuverlässigen Zertifikaten. Greenpeace erteilt auch hier die volle Punktzahl. Global Organic Textile Standard zertifiziert nahezu die gesamte Schöpfungskette der Textilien vom Rohstoffanbau bis zum fertigen Kleidungsstück. Auch die Arbeitsbedingungen sind durch Mindeststandards geregelt. Anders als IVN etwa gestattet GOTS eine Beimengung von Fasern, die aus Recycling stammen. 70 Prozent müssen Bio-Naturfasern wie etwa Baumwolle sein. Die restlichen 30 Prozent dürfen aus Recycling-Polyester bestehen. Wozu das nötig ist? Um das Gütesiegel auf eine größere Zahl von Erzeugnissen anwendbar zu machen.

GOTS Global organic textile standard Textilsiegel
Von Autor unbekannt – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82844976

Oeko-Tex – Made in Green

Oeko-Tex vergibt ganz unterschiedliche Textilsiegel. Vielen bekannt ist das Oeko-Tex Standard 100 Logo. Dieses bildet die Basis für zahlreiche weitere Oeko-Tex-Siegel. Made in Green etwa gehört zu den Neulingen mit besonders strikten Richtlinien. Greenpeace spricht von strengsten Öko-Standards im Textilien-Bereich. Die gesamte textile Lieferkette muss hier einem Chemikalien-Management und sozial gesicherten Arbeitsnormen entsprechen.

Oeko Tex Textilsiegel
Von OEKO-TEX® Service GmbH – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115460710

Fairtrade Cotton

Mit dem Fairtrade Cotton Textilsiegel zertifizierte Kleidung besteht vollständig aus Bio-Baumwolle aus Fairtrade-Anbau. Wohlgemerkt geht es hier ausschließlich um die Arbeitsbedingungen beim Anbau der Bio-Baumwolle, also etwa ein garantierter Mindestlohn. Weiterhin begrenzt das Fairtrade-Zertifikat den Einsatz von Chemikalien im Zuge des Anbaus. Das ist absolut sinnvoll und vertrauenswürdig. Wer noch mehr Aspekte der Schöpfungskette abdeckt wissen will, findet das Fairtrade-Logo oft in Kombination mit anderen Siegeln.

Fairtrade Cotton Textilsiegel
Raysonho @ Open Grid Scheduler / Grid Engine – Eigenes Werk

Fair Wear

Den Arbeitsbedingungen all jener, die in der Näherei arbeiten, widmet sich die Fair Wear Foundation mit hohen sozialen Kriterien und strikten Mindest-Standards bei der Textilien-Herstellung. Sehr klar umrissener Schwerpunkt!

Grüner Knopf

Grüner Knopf heißt ein recht junges Textilsiegel von 2019. Das Besondere: Es handelt sich um ein staatliches Zertifikat. Im Moment nimmt es – ähnlich wie Fair Wear – ausschließlich auf den Produktionsschritt der Konfektion Bezug, soll aber stetig ausgeweitet werden.

Textilsiegel grüner Knopf
Von Autor unbekannt – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82843828

Bluesign

Ökologisch hohe Standards strebt dieses Textilsiegel an. Bluesign richtet sich entlang der textilen Schöpfungskette auf den Einsatz von Chemikalien. Mischfasern dürfen dabei vorkommen, solange die verwendeten Substanzen stimmen.

Cradle to cradle

Cradle to cradle heißt so viel wie „von Wiege zu Wiege.“ Dahinter steckt ein ausgefeiltes Kreislaufsystem mit Fokus auf biologischem und technischem Recycling und Wiederverwendung von Textilien – ohne Abfall zu produzieren! Alle Fasern können bei der stufenweisen Zertifizierung von Cradle to Cradle mitmachen, müssen aber strengen toxikologischen Bewertungen standhalten.

Fazit: Textilsiegel sind praktische Einkaufshilfen

Textilsiegel helfen Ihnen dabei, beim nächsten Einkauf Ihre eigenen Ansprüche mit der neuen Kleidung abzugleichen – ganz gleich ob Sie T-Shirts kaufen, Pullis, Sweatshirts, Jacken oder Hosen. Meist stehen Teilaspekte der gesamten Produktionskette von Textilien im Fokus: Vor allem ökologisch sowie sozial zu sichernde Faktoren vom Anbau der Fasern bis hin zu der Näharbeit in der Fabrik. Einige Siegel vereinen beides, dazu zählen Global Organic Textile Standard, Oeko-Tex Made in Green, Grüner Knopf, Fairtrade Cotton und IVN.