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60er Jahre Mode

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Es ist DAS Jahrzehnt der Revolution und der Konventionsbrüche: Die 1960er Jahre werden von der Jugend dominiert und gelten als eine rebellische Antwort auf die brave Generation ihrer konservativen Eltern. Eine Ablehnung der Normen und Etiketten, sowie die Forderung der uneingeschränkten Freiheit wurde auch im sogenannten „Sixties Style“ der 60er Jahre Mode deutlich. Blumenkleider und Miniröcke sorgten in dieser Mode-Etappe ebenso für Aufruhr wie Schlaghosen tragende Frauen. Modisch die eigene Persönlichkeit, einen Freiheitsdrang sowie eine politische Lebensphilosophie auszudrücken, gelingt im Outfit der 60er am besten: Dass Fashion zu einem wichtigen Bereich der Kultur gehört, ist auch heute noch gültig. Wir verraten Ihnen daher, wie Sie die beliebte und rebellische Mode der 60er Jahre ganz einfach modern neu interpretieren können.

Freiheit und jugendlicher Aufstand: Die Modegeschichte der 60er Jahre

Die Blütezeit der 60er Mode fand zweifelsohne 1968 statt: Als Jahr der Revolte sticht es nicht nur wegen zahlreicher Studentenproteste heraus, sondern auch durch die Niederlegung der Arbeit durch Näherinnen (z.B. in der englischen Ford-Fabrik in Dagenham). Ford konnte keine Autos mehr verkaufen, die Mitarbeiterinnen forderten gleiche Löhne für Männer und Frauen – ein Paradebeispiel für die systemkritische Rebellion der Bevölkerung der 60er. Diese politische Stimmung sowie die damals vorherrschende Jugend- und Musikbewegung zählten als Wegweiser der 60er Jahre Mode. Nach dem prüden Look der 50er kleideten sich Frauen in Hosen und trugen kurze Haare, während Männer eine lange Mähne und Rüschenhemden ins tägliche Outfit integrierten.

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Die Mission der Jugend, die später als Hippie-Bewegung in die Geschichte Deutschlands eingehen sollte: Eine politische, soziale und sexuelle Umstrukturierung, die Freiheit des Volkes und die Abschaffung prüder Moralvorstellungen. Die sexuelle Revolution der 60er nimmt Yves Saint Laurent 1961 in seine „Beat-Kollektionen“ mit auf: Als Tribut an die landesweite Einführung der Anti-Babypille sowie der aufkommenden Anti-Vietnam-Krieg-Stimmung kleidete der französische Designer seine Models in schwarze Teile aus Leder und Pelz. Dies kommt bei der farbenfrohen Rock’n’Roll-Generation der 50er Jahre einem wahren Skandal gleich.

Orientierung an berühmten Vorbildern

Während die jungen Radikale der „lower middleclass“ in England viel Wert auf ihr Äußeres sowie die damit verbundene Körperhygiene legten und in Parka, Hüfthose und Fred Perry-Poloshirt auftraten, vermittelte die große Jugendbewegung der Hippies modisch ihre pazifistischen, antibürgerlichen und naturnahen Ideale auch über ihre Mode: Die typische Kleidung für die Herren- und Damenwelt äußerte sich dabei in bunten, langen Röcken, Jeans mit (Blumen-)Applikation sowie Stickereien auf Taschen, Jacken etc. Die Mode der 60er Jahre für Frauen orientierte sich – wie in allen großen Mode-Jahrzehnten – an verschiedenen Stars und Prominenten:

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So inspirierte der beinahe wahnhafte Hype um die Musikgruppe „The Beatles“ viele männliche Jugendliche zum Tragen des legendären Pilz-Kopfes. Mädchen hingegen orientierten sich unter anderem an der kostüm-tragenden Jackie Kennedy oder an Brigitte Bardot mit ihren hockgesteckten Haaren.

60er Jahre Kleidung: Materialien, Muster und Schnitte

Getreu dem Motto „Bloß nicht so aussehen wie die alten Hasen!“ wurden langweilige Farbtöne wie Beige, Grau oder Pastell aus den Kleiderschränken der 60er Jahre von Frauen und Männern verbannt. Einzug nahmen knallige Farben, die in grafischen und teilweise psychedelisch wirkenden Mustern wild durcheinander kombiniert wurden. Ein Ruhepol zu dieser aufregenden Farbkombination brachte die braune, erdige Kleidung (vor allem in Form von Kordhosen), welche meistens in dezenten Karomustern gestaltet war.

Um der eigenen Mutter auf keinen Fall zu ähneln, wurden statt femininer Kleider, die der weiblichen Figur schmeichelten, kurze Röcke in A-Linie oder mit losen Schnitten getragen, welche eventuelle Rundungen eher kaschierten.

In der 60er Jahre Mode für Frauen wich das großzügig ausgeschnittene Dekolleté der 50er einem hochgeschlossenen Kragen (à la züchtiges Schulmädchen), während man unten herum den beliebten Minirock (à la sexy Vamp) trug. Die Anhängerinnen der 60er Jahre Mode favorisierten zudem flache Schnürschuhe, Stiefel oder Ballerinas und lehnten die Absätze der Hausfrauen-Mode der 1950er deutlich ab.

3 klassische It-Pieces der 60er Jahre für die modebewusste Frau von heute

Die bunten und schrillen Farben der 60er Jahre gehören nicht nur einem vergangenen politischen Aufbegehren an: Die besten Must-Haves des Sixties Style können auch heute noch elegant und modisch kombiniert werden. Denn die wilden Kombinationen und grafischen Drucke feiern spätestens seit dem Flower-Power-Sommer im Jahr 2019 ein Comeback, der sich sehen lassen kann. So wurde das Outfit – im Speziellen die folgenden Kleidungsstücke – der 1960er konventionell und alltagstauglich.

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Emanzipatorisches Statement – die Schlaghose

Die Hosen mit dem weiten Bein waren ein wahres Statement der Hippie-Bewegung und ein Sinnbild des Flower-Power. Nun begannen auch Frauen Hosen zu tragen und präsentierten die weiblich geschnittene Schlaghose stolz. Diese Unterbekleidung wurde am liebsten in Materialien wie Leder oder Kord getragen; die Farben reichten dabei von Rot mit kariertem Muster bis zu einem verspielten Blau. Heute erlebt die Schlaghose eine Wiedergeburt in Form der sogenannten „Flared Jeans“: Die Form ist noch geblieben, das Hauptmaterial ist allerdings nun Jeans, auch wenn wieder vermehrt Cord zu finden ist. Getragen wird das It-Piece in unterschiedlichen Ausführungen und mit Applikationen von aufregender Patchwork-Optik über lässige Schlitze bis hin zu besonderen Waschungen.

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Der Ruf nach Freiheit – kurz, kürzer, Minirock

Der Rock der 60er Jahre Mode sollte vor allem eng und knapp ausfallen. Der von Modedesignerin Mary Quant entworfene Minirock wurde ein Symbol einer gesamten Generation junger Frauen, welche sexy, frech und anmutig sein wollten. Dabei endete der Rock meistens nur zirka 10 Zentimeter über dem Knie, was aus dem knappen Stück ein damaliges Skandal-Piece machte. Auch wenn in der heutigen Kleidung der Minirock gerne wieder etwas länger ausfallen darf, erfreut er sich doch zurecht immer noch einer großen Beliebtheit. So präsentieren Designer wie Miu Miu in der neuen Kollektion 2021 Röcke als sexy Schuluniform im Karo-Muster. Auch robuste Tweedstoffe sind auf den Laufstegen zu sehen und passen – mit Stiefeln und langen Strümpfen kombiniert – perfekt in die kalte Jahreszeit.

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Key-Piece der selbstbewussten Frau – Le Smoking

Ende 1966 zeigte Yves Saint Laurent der Welt den Tuxedo für Frauen: Auch wenn der Designer mit seiner Mode-Kollektion den eleganten Smoking natürlich nicht erfand, machte er ihn doch damals für die Damenwelt zugänglich. Er schaffe es dabei, dass Frauen Kraft ausstrahlten und sie androgyn zu inszenieren, ohne dass dabei die weibliche Note eingebüßt werden musste. Als das beliebteste Outfit der 60er Jahre Mode für die großen Anlässe findet der „Le Smoking“ auch heute noch einen großen Anklang. Die Kleidung der Frauen zeigte Ende 2020 einen klaren Trend: Power Suits sind aus den Kleiderschränken überhaupt nicht mehr wegzudenken.

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Auch Schulterpolster in Blazern sind wieder in und sollten für einen angesagten Look unbedingt getragen werden. Die 60er Mode ist also so vielfältig wie interessant. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alles, was schon einmal da war, in einer Form wiederkommt. So können Sie noch heute die damalige Mode in abgewandelter Form auf elegante Weise tragen.